Bundesweit unter den Top 10 der Städte mit 100.000-200.000 Einwohnern
Das Fahrradklima in Paderborn hat sich seit dem letzten Fahrradklimatest 2012 deutlich verbessert. Der von dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad- Club (ADFC) Ende 2014 zum sechsten Mal bundesweit durchgeführte Fahrradklima-Test, an dem sich über 100.000 Bürgerinnen und Bürger beteiligten, bescheinigt der Stadt Paderborn einen deutlichen Aufwärtstrend in Sachen Radverkehr.
Unter den 37 Städten bundesweit mit einer Einwohnergröße zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern belegt die Stadt Paderborn den 9. Rang und hat sich damit im Vergleich zu 2012 und Rang 18 deutlich verbessert. Das Ziel, das die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke nach dem letzten Test definiert hat, mindestens unter die ersten 10 zu kommen, wurde damit eindeutig erreicht. Im Vergleich der Städte aus Nordrhein- Westfalen steht Paderborn sogar auf einem sehr guten zweiten Platz von 13 bewerten Städten und Gemeinden in dieser Größenordnung. Bessere Noten gab es nur noch für Hamm.
Im Vergleich zu anderen Städten mit ähnlicher Größe konnte Paderborn besonders mit der Wegweisung für Radfahrer, dem Winterdienst auf Radwegen und den für Radfahrer in Gegenrichtung geöffneten Einbahnstraßen punkten. Im Vergleich der 28 Fragen untereinander wurde die Erreichbarkeit des Paderborner Stadtzentrums per Rad am besten bewertet, gefolgt von ebenfalls der Wegweisung für Radfahrer sowie der Öffnung der Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr.
Aber auch der aktuelle Handlungsbedarf lässt sich aus den Test-Ergebnissen ablesen. So sieht ein Großteil der Befragten Paderbornerinnen und Paderborner Verbesserungsbedarf im Bereich der Führung an Baustellen, der Ampelschaltung für Radfahrer und dem Zugang zu öffentlichen Fahrrädern.
Insgesamt haben in Paderborn 386 Bürgerinnen und Bürger an der Umfrage des ADFC teilgenommen und bewerteten das örtliche Fahrradklima anhand von 28 Fragen. Dies sind fast fünfmal so viele Teilnehmer wie 2012. Das Ergebnis des Fahrradklimatest zeigt, dass Radfahrer sich generell dort besonders wohl fühlen, wo das Fahrradfahren selbstverständlich ist. So konnte Münster seine Spitzenposition in der Kategorie der größten Städte mit über 200.000 Einwohnern sowohl bundesweit als auch in NRW verteidigen. In der Kategorie von Paderborn, den Städten mit einer Größe von 100.000- 200.000 Einwohnern, konnte Erlangen seine Spitzenposition verteidigen, gefolgt von Oldenburg und Ingolstadt. Insgesamt weisen die kleineren Städte bis 100.000 Einwohner bessere Ergebnisse auf als die größeren Städte. So gab es über alle Einwohner – Größenklassen hinweg bundesweit die besten Noten für Reken und Bocholt.
Unter https://www.adfc.de/fahrradklima-test/adfc-startet-fahrradklima-test/adfc-fahrradklima-test-2014—die-ergebnisse kann man die Ergebnisse übrigens selber nachlesen.
Alles in Allem muss man beachten, dass selbst Erlangen als bestplatzierte Stadt in der Gruppe der Städte mit 100k bis 200k Einwohnern hat nur ein ‚befriedigend‘ erreicht. So richtig doll ist das alles nicht.
Mit der Öffnung der Fußgängerzone für den Radverkehr (leider momentan nur abends) ist in Paderborn endlich eine wichtige Verkehrsachse erschlossen worden, was ein guter Schritt ist.
Die Freigabe von Einbahnstraßen ist schon ganz gelungen. Es gibt noch noch einige Einbahnstraßen, die freizugeben wären. Mir fallen da ein die Geroldstraße, Konrad-Martin-Straße, Konrad-Martin-Platz, Friedrich-Ebert-Straße und die nördliche Florianstraße.
Für eine ungefilterte Auswahl an Kandidaten siehe https://overpass-turbo.eu/s/7WH
Die für recht gut befundene Wegweisung für Radfahrer ist natürlich noch optimierbar. So ist die Führung Richtung Innenstadt vor dem Bahnhof erst einmal stadtauswärts, was völlig weltfremd ist. Ebenso Richtung Uni an der Warburger Straße über die Mathildenstraße.
Und an der Baustellenführung sieht man teilweise wirkliche Defizite beim Stellenwert des Radverkehrs. Es ist schön zu sehen, daß mittlerweile das (touristische) Radverkehrsnetz NRW mit Umleitungen berücksichtigt wird. Im Alltag ist aber häufig noch ein undurchdachtes „Radfahrer absteigen“ der Fall. Ganz komisch ist die Führung vom Reismannweg Richtung Benhauser Straße, wo man in die „blinde Zone“ hinter einer Fußgängerampel geführt wird und dann beim Linksabbiegen auf die Benhauser Straße mit verdutzten Linksabbiegern aus derselbigen kollidiert.
Dann wäre da noch die Weigerung der Stadt, mit einer sofortigen Aufhebung von Radwegebenutzungspflichten und _anschließender_ Einzelfallprüfung seit über einem Jahrzehnt geltendes Recht umzusetzen. Siehe hier besonders die Husener Straße.
Es gibt viel zu tun, und einiges könnte so einfach sein.
Ich freue mich, dass das Fahrradklima besser geworden ist.
Aber es wundert mich, dass die Verbesserung von 3,84 auf 3,7 als „deutlicher Aufwärtstrend“ bezeichnet wird. In Schulnoten ist und bleibt es eine „4+“.
Gerne würde ich z.B. erfahren, ob der Unterschied von 0,14 Punkten nicht ohnehin innerhalb der normalen Streuung solcher Umfragen liegt.
Drei Dinge wünsche ich mir für die Zeit bis zur nächsten Befragung:
1.: ein _klares_ Ziel. Unter die „ersten 10“ zu kommen ist bestimmt gut gemeint, aber eine Note / Punktzahl besser als 3,0 erreichen zu wollen halte ich für zielführender.
2.: Handlungsbedarfe sind ja im Artikel benannt, aber wann wird wie von wem gehandelt? Gerade beim der Frage F7 (Falschparkerkontrolle auf Radwege) kann mMn schnell viel erreicht werden, sowohl in Sachen Zufriedenheit, aber auch und gerade in Sachen Sicherheit!
3.: die 3 Teilnehmer, die bei der Frage, ob die Ampeln in PB gut auf den Radverkehr abgestimmt sind, eine „1“ vergeben, mögen bitte ihre ab und zu das Fahrrad benutzen.